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Kunstausstellung im Waschraum: Ein Erfolg

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An drei Wochenenden im März präsentierten vier Kuratorinnen – Pia Simmendinger, Nadine Jäger, Andrea Ramseyer und Alicia Olmos Ochoa – die Ausstellung «Waschraum – loslassen, loswerden». Wir haben Pia Simmendinger, die in der Werkstadt auch ihr Atelier hat, zum Interview getroffen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, den Waschraum, die ehemaligen Waschräume der SBB-Arbeiter:innen, zu bespielen?

Ich habe 2017 mein Atelier an der Hohlstrasse 400 bezogen. Bei einer Führung durch das Werkstadt-Gelände habe ich den Waschraum zum ersten Mal gesehen und war sofort begeistert. Der perfekte Raum für eine Kunstausstellung, dachte ich.

Wie ging es dann weiter?

Es hat dann etwas gedauert, bis die SBB auf die Idee eingegangen ist. Ich habe immer wieder auf das Potential dieses Raumes hingewiesen. Geklappt hat es schlussendlich, als ich im Frühjahr 2022 ein Konzept geschrieben habe. Danach hat mir Gabi Bühler den Raum für drei Wochenenden zugesichert und ich konnte unter den Werkstädter:innen einen Aufruf zum Mitmachen starten.

Der gekachelte Waschraum löst ja auch schon ohne Bespielung unterschiedliche Emotionen und Fantasien aus. Um in diese Szenerie quasi eine zweite zu stellen braucht es ein starkes und zugleich subtiles Konzept. Wie seid ihr dies angegangen?

In unserer allerersten Sitzung haben wir uns gefragt, was dieser Raum bei uns auslöst. Wir haben all die Stichworte aufgeschrieben, gruppiert und anschliessend abgestimmt, in welche Richtung es gehen soll. Ende der Sitzung haben wir uns auf loslassen – loswerden geeinigt und das Konzept konnte anfangen zu wachsen.

Nach welchen Kriterien habt ihr die Kunstschaffenden ausgewählt?

Unser Hauptkriterium war, wie eine eingereichte Idee auf den Raum reagiert und mit ihm interagiert. Die CVs haben uns eigentlich nicht interessiert. Dadurch entstand eine grosse Vielfältigkeit unterschiedlichster Künstler:innen und ihrer Arbeitsweise: junge, älter, bekannte, weniger bekannte und solche, die noch nie ausgestellt haben … Installationen, Performances, bildender Kunst, Fotografie und Konzerte.

Die Platzverhältnisse sind ja teilweise kabinenbedingt eng. Hat es auch Interaktionen über die Kabinen hinweg gegeben?

Ja. Das Konzert von NUIT beispielsweise. In einer Kabine war die Sängerin, in einer anderen der Gitarrist und in der dritten der Schlagzeuger. Sie haben sich nicht gesehen und zusammen Musik gemacht. Es war fantastisch, einfach supergenial!

Wie hat das Publikum auf die Ausstellung reagiert?

Die Ausstellung war ein riesengrosser Erfolg! An die Eröffnung kamen über 500 Besucher:innen. Teilweise mussten sie anstehen, um ihn den Waschraum reinzukommen. Auch an allen drei Wochenenden war die Ausstellung sehr gut besucht und es war ein reges Kommen und Gehen. Das hing sicher auch mit unserem vielseitigen Rahmenprogramm mit Konzerten, Führungen, Lesung und Performances zusammen. Die vielen Feedbacks waren durchwegs super positiv und wir wurden immer wieder gefragt, ob es weitergehen wird.

Für die Ausstellung habt ihr den Verein Waschraum gegründet. Wird es weitere Ausstellungen eures Kunstkollektivs geben?

Ja. Wir möchten weitermachen und das am liebsten im Waschraum! Ideen hätten wir mehr als genug.

Noch eine Frage zu deiner eigenen Tätigkeit an der Schnittstelle von Architektur und Kunst. Welche Bedeutung hat für dich Raum und die künstlerische Auseinandersetzung damit?

In meiner Arbeit dreht sich alles um den Raum! Jeder Raum strahlt eine Atmosphäre aus, spricht verschiedene Sinne an und löst Emotionen aus. Unser Leben spielt sich im Raum ab und Raum prägt unser Sein – in jedem Moment, bewusst oder unbewusst.

Und zum Schluss: Du hast dein Atelier in der Werkstadt. Wie erlebst du diesen Ort in Transformation?

Für mich ist es ein fantastischer, inspirierender, bereichernder Ort – gerade auch in der Transformation. Ich hätte nichts dagegen, wenn es ewig so weitergehen würde.