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Zu Besuch bei: ZURIGA

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Moritz Güttinger: «Wir möchten etwas machen, das zur Zeit passt und relevant ist.»

Hallo Moritz, trinkst du den ganzen Tag Kaffee oder wie sieht dein Alltag aus?

Obwohl das viele meinen, hat mein Arbeitsalltag heute eigentlich wenig mit Kaffee zu tun. Wir sind momentan in einer Phase, in der wir vieles strukturieren und ich Verantwortung auf neue Leute übertrage. Ich setze ich mich intensiv mit Themen wie Gesellschaft und Unternehmenskultur auseinander. Was macht eine attraktive Arbeitgeberin aus? Wie schaffen wir es, dass die guten Leute Bock haben, bei uns zu arbeiten? Wie ist Wachstum erfolgreich? Wo und in welcher Form kann ZURIGA beispielsweise in einer Stadt wie Berlin stattfinden? Solche Themen finde ich spannend.

 

Was bedeutet denn für dich, eine attraktive Arbeitgeberin zu sein?

Ob wir als Arbeitgeberin attraktiv sind, ist sehr individuell. Einer Monteurin wollen wir einen sicheren, ergonomischen und abwechslungsreichen Arbeitsplatz bieten. Bei einer Führungskraft wiederum sind es unsere hohen Ambitionen, die herausfordernde Komplexität des Tagesgeschäft oder inspirierende Teamkolleg:innen. Was uns alle verbindet ist die Identifikation mit einem aufrichtigen Produkt und das Bedürfnis für Anerkennung respektive Wertschätzung. Und eben diese Wertschätzung – da beisse ich mir gerade die Zähne daran aus – ist bei einem rasch wachsenden Unternehmen wie ZURIGA viel einfacher gesagt als getan.

 

Eine Person montiert jeweils eine Maschine von A bis Z: hier ist Kemal am Werk.

 

Flavio ist seit den ZURIGA-Anfängen dabei und testet hier die Elektronik einer Maschine.

 

Ihr denkt als Unternehmen offenbar einen Schritt weiter. Was treibt dich an?

Wir möchten etwas machen, das zur Zeit passt und relevant ist. Wir generieren gesellschaftliches Interesse, indem wir hier ein hochwertiges, langlebiges Produkt produzieren und attraktive Arbeitsplätze schaffen.

 

Für die Stadt bringt ZURIGA also einen Mehrwert. Was ist deine Herausforderung als urbane Manufaktur?

Die grösste Hürde in der Stadt Zürich ist sicher der begrenzte Raum. Unsere höchsten Kosten sind die Opportunitätskosten. Wenn wir zum Beispiel wachsen könnten, aber den Raum nicht zur Verfügung haben, dann wird das indirekt schnell teuer.

 

Die ehemalige SBB Werkstätte wird saniert und Zuhause für Stadtmanufakturen und junge Brands.

 

Und wieso ist die Werkstadt das richtige Zuhause für euch?

Nebst der inspirierenden räumlichen Atmosphäre ist es der spannende Cluster, der hier entstanden ist. Hier hat es viele junge, progressive Brands, die mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert werden, obwohl wir teils in komplett unterschiedlichen Branchen arbeiten: Entwicklung, Personal, Vertrieb, etc. Wie stellen wir zum Beispiel sicher, dass sich unsere Mitarbeiter:innen an einem coolen Ort gesund und abwechslungsreich verpflegen können? Dafür muss nicht jedes Unternehmen eine Küche bauen, sondern vielleicht können wir zusammenspannen und schaffen daraus einen Mehrwert. Wir möchten die Dinge neu denken und haben alle eine sehr ähnliche Philosophie.

 

Modernes Unternehmertum: ZURIGA denkt über den Kaffeetassenrand hinaus.

 

80% eurer Wertschöpfung findet sich im Umkreis von 100 Kilometern. Warum ist euch das wichtig?

Örtliche und kulturelle Nähe sind essenziell. Wenn wir mit unseren Zulieferern in unserer Sprache sprechen können und beide das gleiche kulturelle Verständnis haben, bringt das immense Vorteile. Ein Beispiel: Wenn bei einem unserer Lieferanten ein Fehler auftritt, können wir direkt auf den Punkt kommen, ohne aus kulturellen Gründen ein langes Abendessen vorausplanen zu müssen. Zudem sind wir in einer Stunde mit dem Zug in der Produktionsstätte und können das vor Ort anschauen. Und im Gegensatz zu grossen Produktionen in Asien, können wir bei kleineren lokalen Betrieben niedrige Stückzahlen produzieren, haben aber immer die Möglichkeit zu wachsen. Und die lokalen Zulieferer wachsen mit uns mit.

 

Örtliche und kulturelle Nähe bringen in der Zusammenarbeit entscheidende Vorteile.

 

Apropos Wachstum: Was sagt der Blick in die ZURIGA-Zukunft?

Wir versuchen uns gerade an einem Prototypen für den professionellen Sektor. Das Problem in der Gastronomie ist, dass vieles vom technologischen Aspekt her und in Bezug auf Energieeffizienz nicht mehr zeitgemäss ist. Wie bei unserer ersten Kaffeemaschine möchten wir das besser machen und arbeiten an einem Gastromodell, das leistungsstark, aber keine Energieschleuder ist.

 

Für die Weiterentwicklung von ZURIGA holt Moritz heute immer mehr Spezialist:innen ins Boot.

 

Wie lange dauert ein solcher Entwicklungsprozess?

Vom Moment als ich die erste Kaffeemaschine auseinandergeschraubt habe bis zum Prototypen vergingen ungefähr eineinhalb Jahre. Dann nochmals ein Jahr bis die Kaffeemaschine produzierbar wurde. Anfangs brauchten wir einen Tag für die Produktion, heute sind es zwei Stunden. Auch wenn ich gerne viel schneller unterwegs wäre: Innovationszyklen dauern in unserer Industrie mindestens zwei Jahre.

 

Testen, testen, testen: Innovationszyklen dauern ungefähr zwei Jahre.

 

Zurück zum Kaffee: Wie trinkst du denn deinen am liebsten?

Ich mag alle möglichen Arten von Kaffee, trinke aber wohl am ehesten Espresso. Aber ganz offen: Ich bin eigentlich nicht so ein Kaffee-Narr. Es gibt in der Branche sehr viele gnadenlose Liebhaber, da kann man sich schon mal gesellschaftlich deklassieren, wenn man zum Beispiel Milch zum Espresso trinkt. So ist das in unserer ZURIGA-Kultur nicht, jeder soll seinen Kaffee so trinken, wie er mag.

 

Wie magst du deinen Kaffee am liebsten?

 

Ihr bietet auch Workshops an, was kann man da lernen?

Wenn man richtig guten Kaffee trinken möchte, hilft ein gewisses Grundverständnis. Das ist wie bei jedem anderen Thema auch. Weshalb schmeckt Kaffee eben wie er schmeckt? Ist es eine Frucht? Ist es eine Kirsche? Woher kommen die Bohnen? Was ist der Unterschied zwischen Arabica und Robusta? Was passiert mit dem Koffein, wenn ich einen Kaffee länger extrahiere? Die meisten Informationen findet man bei uns auf der Webseite, aber das Interesse, das in einem Kurs zu lernen, ist gross. Natürlich kann man die Kaffeemaschine auch ohne Kurs bedienen.

 

Woher kommt der Elefant in eurem Logo?

Komischerweise fragen das auch viele Kandidat:innen in den Rekrutierungsgesprächen. Wir antworten jeweils, dass wir das im nächsten Gespräch auflösen. Darum: Lasst es uns doch hier jetzt genauso machen!

 

Ein Ort mit Geschichte: ZURIGA ist seit 2017  in der Werkstadt in Zürich Altstetten zuhause.